
🍇✨ Uhudler & Isabella – Die wilde Seele des Südburgenlands
Es gibt Weine, die schmecken nach Sonne, nach Erde, nach Geschichte – und dann gibt es den Uhudler. Ein Wein, der irgendwie aus der Reihe tanzt. Eigenwillig, fruchtig, ungezähmt. Und genau deshalb so faszinierend.
Wer einmal ein Glas Uhudler probiert hat, vergisst ihn nicht. Diese unverwechselbaren Noten von Erdbeeren, Himbeeren, Ribiseln – manchmal fast wie Fruchtgummi – sind einfach einzigartig. Kein anderer Wein riecht so nach Sommer auf der Wiese und schmeckt gleichzeitig so nach Heimat.
Doch was steckt eigentlich hinter diesem legendären Rebensaft, der über Jahrzehnte verboten war und heute als kulinarisches Kulturgut gefeiert wird?
Die Geschichte eines Rebellen – Der Uhudler
Der Uhudler stammt aus dem Südburgenland, einer sanften, stillen Region an der Grenze zu Ungarn, wo Weingärten an alten Kellerstöckln und Wäldern lehnen. Seine Wurzeln reichen zurück bis ins frühe 20. Jahrhundert, als Winzer nach der verheerenden Reblauskatastrophe neue Wege suchten.
Damals kamen amerikanische Reben nach Europa – widerstandsfähig gegen Krankheiten, robust im Wuchs, und fähig, ohne Chemie zu gedeihen. Diese sogenannten Direktträger – darunter Sorten wie Isabella, Noah, Othello oder Concord – gaben Weine mit intensivem Aroma, aber eigenwilligem Charakter.
Das war den Weinbehörden lange suspekt. In den 1930er-Jahren wurde der Uhudler kurzerhand verboten – offiziell wegen angeblicher Methanolgefahr, inoffiziell wohl auch, weil er einfach „zu anders“ war. Erst 1992 durfte er wieder offiziell produziert werden, wenn auch nur im Südburgenland.
Heute gilt der Uhudler als Symbol des Widerstands gegen den Massengeschmack – ein Wein mit Rückgrat, gemacht aus Reben, die sich nicht zähmen lassen.
Die Isabella-Traube – Aromatische Urkraft im Weingarten
Eine der spannendsten Rebsorten aus dieser Familie ist die Isabella.
Sie ist kräftig, mit dickschaligen, tiefblauen Beeren und einem Duft, der sofort auffällt: wild, süßlich, fast parfümiert. Wer einmal eine reife Isabella-Traube gekostet hat, erkennt sie sofort wieder – ihr Geschmack ist unverwechselbar.
FĂĽr Hobbywinzer ist Isabella ein Geschenk:
Sie ist pflegeleicht, pilzresistent und braucht kaum Pflanzenschutz. Ideal für kleine Weingärten oder Hausanlagen. Und sie liefert jedes Jahr zuverlässig reife Trauben, auch in schwierigeren Jahren.
Doch Isabella ist keine Traube für „gewöhnlichen“ Wein. Sie verlangt nach Fingerspitzengefühl – und etwas Geduld.
Vom Weingarten ins Glas – So gelingt der Isabella-Wein
Wenn du, wie ich, einmal ein paar Körbe voll reifer Isabella-Trauben geerntet hast, beginnt das eigentliche Abenteuer:
Wie macht man daraus einen guten Wein?
Hier meine erprobte Vorgehensweise – ein Mix aus Erfahrung, Tradition und ein bisschen Bauchgefühl:
- Ernte im richtigen Moment:
Warte, bis die Beeren wirklich vollreif sind. Die Schalen sollen sich leicht vom Fruchtfleisch lösen, und der Saft süß und aromatisch schmecken. - Entrappen und Quetschen:
Entferne die Stiele, sonst wird’s bitter. Dann die Beeren gut quetschen – Isabella hat eine dicke Schale, die sonst zu wenig Farbe abgibt. - Maischegärung:
Lass die Maische 2–4 Tage bei etwa 18–22 °C stehen und rühre sie täglich um. So lösen sich Farbe und Aroma.
→ Wer mag, kann eine Reinzuchthefe wie EC-1118 verwenden – das bringt eine sauberere Gärung und weniger „wilde“ Nebentöne. - Abpressen & Hauptgärung:
Nach ein paar Tagen abpressen, den Most in einen Gärballon geben und bei rund 20 °C weitergären lassen.
Ein Gärspund ist Pflicht – sonst kann’s gären, wo’s nicht soll. - Abziehen & Klären:
Wenn die Gärung abgeschlossen ist und sich die Hefe abgesetzt hat, zieh den jungen Wein von der Hefe ab. Nach ein paar Wochen nochmal – so wird er klar und stabil. - Ausbau:
Isabella schmeckt jung am besten, meist nach 3–6 Monaten. Kühl, in Glas oder Edelstahl gelagert, bleibt das fruchtige Erdbeeraroma wunderbar erhalten.
Ein Tipp fĂĽr GenieĂźer:
Wer den typischen „Fuchs“-Ton (das erdbeerige Aroma) etwas mildern möchte, kann einen kleinen Anteil einer neutraleren Rebsorte (z. B. Blauburger oder Zweigelt) mitvergären. Das ergibt eine schön abgerundete Cuvée.
Uhudler – ein Stück gelebte Eigenart
Der Uhudler ist kein Mainstream-Wein. Und das ist gut so.
Er erinnert uns daran, dass Wein nicht immer perfekt sein muss – nur echt. Er erzählt Geschichten von kleinen Winzern, alten Rebstöcken und von einer Region, die sich ihre Eigenwilligkeit bewahrt hat.
Wer einmal an einem Sommerabend auf einer burgenländischen Kellerstöckl-Terrasse sitzt, ein Glas kühlen Uhudler in der Hand und den Duft von Gras und Sonne in der Nase – der weiß, warum dieser Wein Kultstatus hat.
Fazit
Die Isabella-Traube ist mehr als nur eine Rebsorte – sie ist Teil eines lebendigen Erbes.
Sie schenkt uns Weine mit Charakter, Ecken und Kanten, aber auch mit Seele. FĂĽr Hobbywinzer ist sie eine Einladung, das Handwerk des Weinmachens ganz unmittelbar zu erleben.
Und wer als Genießer ein Glas Uhudler probiert, trinkt dabei immer auch ein Stück Geschichte – wild, ehrlich und unverfälscht.
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