Fronleichnam ist einer jener kirchlichen Feiertage, die im bäuerlichen und alpinen Volksglauben eine besondere Schönheit, Symbolkraft und Fülle an Bräuchen tragen.

🌼 Fronleichnam – das blühende Fest des lebendigen Glaubens

Fronleichnam ist eines der prachtvollsten Feste im katholischen Jahreskreis.

Es fällt stets auf den zweiten Donnerstag nach Pfingsten, und im Volksmund sagte man:

„Zu Fronleichnam zieht Gott durchs Dorf.“

✝️ Das Hochfest des Leibes Christi

Im Mittelpunkt steht die Überzeugung, dass Christus im heiligen Brot „lebendig unter den Menschen“ ist.

An Fronleichnam trägt der Priester die Monstranz mit dem Allerheiligsten durch die Straßen – ein sichtbares Zeichen:

Gott segnet nicht nur die Kirche, sondern den ganzen Ort, die Felder, die Häuser und die Menschen.

🌿 Die vier Altäre – Segenspunkte des Dorfes

Die Prozession führt traditionell zu vier geschmückten Altären, die an Wegecken, bei Kapellen, auf Dorfplätzen oder in Höfen aufgestellt werden.

Jeder Altar steht für eines der vier Evangelien, also für die Botschaft Christi in alle Himmelsrichtungen.

Die Altäre sind geschmückt mit:

  • Birkenzweigen
  • Tannenreisig
  • Blumenkränzen
  • Blumenbögen
  • bestickten Tüchern

Mancherorts tragen die Vereine Fahnen, und Kinder streuen Blumenblätter – ein besonders liebevoller Brauch.

🌸 Die Blumen als Festgabe der Natur

Fronleichnam ist das Fest, bei dem die Natur selbst zu sprechen scheint:

  • Blumenblätter, die vor das Allerheiligste gestreut werden
  • Girlanden aus Wiesenblumen
  • Blumenteppiche, kunstvoll gelegt – wahre „Naturbilder“ aus Blüten

Was nachher übrig bleibt – die verwelkten Blumen, das geweihte Grün – wurde früher aufbewahrt und als Schutzsegen verwendet:

  • gegen Gewitter
  • für Stall und Hof
  • für kranke Tiere
  • für das Wettersegenfeuer in den Rauhnächten

Es hieß:

„Fronleichnamsblumen haben Kraft, die Gott gesegnet hat.“

👧 Die Kinder als „Engelein“

Besonders innig war der Brauch der kleinen Mädchen in weißen Kleidern – die „Engelein“.

Sie streuten Rosenblätter und Veilchen vor den Herrn, wie kleine Boten des Himmels.

Viele Orte sahen im Fest eine irdische Nachbildung der himmlischen Freude.

🚜 Segensgang durch das Land

Für die Bauern hatte Fronleichnam eine wichtige Bedeutung:

  • Der Herr zieht hinaus zu den Feldern
  • Die Natur wird neu gesegnet
  • Der Sommer beginnt mit einem heiligen Schutz

Man vertraute darauf, dass der Sakramentensegen auch Wachstum und gutes Wetter bringt.

Darum blieben an diesem Tag oft die Geräte ruhend – es war kein Arbeitstag, sondern ein Tag, an dem Land und Menschen unter Gottes Schutz gestellt wurden.

🎺 Fahnen, Musik, Vereine – das Dorf im Festkleid

Fronleichnam ist zugleich ein Fest der Gemeinschaft:

Musikkapellen, Feuerwehren, Schützen, Trachtenvereine – alle ziehen mit.

Es ist das Fest, an dem ein Dorf zeigt, wie es zusammensteht.

Viele ältere Menschen sagen darum:

„Fronleichnam ist unser schönster Tag.“

🌞 Ein Fest unter freiem Himmel

Kein anderes Fest verbindet Kirche und Natur so deutlich.

Das Evangelium wird nicht innerhalb von Mauern verkündet, sondern:

  • unter dem weiten Himmel
  • inmitten der Berge
  • zwischen Wiesen und Häusern
  • begleitet vom Duft der Blumen
  • und vom Klang der Blasmusik