Wenn man nach Anmeldung zur Hüft-OP sich auf eine monatelange Wartezeit einstellt und dann überraschenderweise, einige Tage vor dem runden Geburtstag, den man eventuell doch etwas größer zu feiern gedachte, einen Anruf vom Krankenhaus erhält, wo man informiert wird, dass ein Patient ausgefallen ist und man deshalb kurzfristig drankommen könnte, dann hat man nicht lange Zeit zu überlegen.
Nach kurzem Check aller sonstigen Termine, gleich zugesagt und alsbald gepackt.
Die Anreise plante ich mit dem Zug, während für die Heimfahrt dann der älteste Sohn mich mit dem Auto abholen sollte.
Da die Zugsverbindung zeitlich ungünstig gegeben war und ich zur gewünschten Zeit für die OP-Tauglichkeits Untersuchung nicht vor Ort sein konnte, das Krankenhaus Sekretariat darüber informiert. Hier war man äußerst entgegenkommend und pragmatisch. Was für mich den Vorteil hatte, dass ich nach Ankunft, nicht lange im Warteraum warten musste, sondern unverzüglich „durchgeschleust" wurde.
War zuvor der Meinung, dass man hier, um der Vorschrift Genüge zu tun und da ich mich selbst relativ fit fühlte, wohl nur oberflächlich untersuchen würde. Nix da.☝️ Insbesondere die Anästhesistin stellte ganz penible Fragen und nahm ihre Arbeit wirklich ernst. Musste da, aufgrund meiner gesundheitlichen Vorgeschichte und um alle Eventualitäten auszuschließen, sogar ein Attest eines Kardiologen bringen.
Die Geschichte mit der Untersuchung beim Kardiologen und dem „Schlauchschlucken" für die Ultraschall Untersuchung des Herz aus Perspektive der Speiseröhre, bringe ich hier jetzt nicht. Diese Form der Untersuchung ist für mich dermaßen unangenehm, dass ich sie mir nicht in Erinnerung rufen möchte. ?
Jedenfalls „trabte" ich mit dem Ergebnis dieser Untersuchung wieder bei „meiner" Anästhesistin an. Die dann ihre Untersuchung fortsetzte und mir abschließend ihre OP-Tauglichkeit verwehrte. ?‍♂️
Wir führten dazu ein intensives Gespräch, wo sie mir ihre Bedenken klarlegte und wir uns abschließend darauf einigten, dass ich keine Narkose bekomme, sondern mit sogenannten „Kreuzstich" für die OP bereitgemacht werde. Hinterher, mit Abstand betrachtet, bin ich ihr dafür sehr dankbar.
Erwähnenswert finde ich auch die Geschichte der Prävention im Umgang mit „Krankenhaus Keim". Hierfür wurde man nach „einchecken", über fünf Tage mit speziellen Haarwaschmittel, Duschgel, aber auch Entkeimen der Nasen, Ohren und Mundöffnung, wie ich scherzhaft zu sagen pflegte, „entlaust".
Zur OP wurde ich dann schon zeitlich in der Früh gebracht, was ich sehr angenehm fand. Die Vorbereitung war das übliche Prozedere mit Medikamente zur Einstimmung.
Die OP selbst war für mich in einem Dämmerzustand, wo ich nur das Einklopfen der Prothese in den Knochen, aber ohne Schmerzgefühl, wahrnahm.
Den Rest des Tages, bis man mich am späteren Nachmittag wieder ins Bettenzimmer brachte, habe ich vorwiegend schlafend, zur Überwachung im Aufwachzimmer neben dem OP Raum verbracht.
Die Nacht war bis auf den Moment, als der Fuß extrem zu schmerzen begann, was die Nachtschwester mit Entfernen des Kissen, das auf die Fußsohle drückte, löste, ohne Probleme.
Der erste Gehversuch erfolgte am späteren Vormittag des nächsten Tages, wo ich mit Unterstützung einer Therapeutin und Krücken, den Weg ins WC am Gang schaffte. Nach dem Rückweg meinte sie, dass bei meiner Konstitution und Erfahrung  im Umgang mit Krücken, ich auch ohne aktiver Unterstützung gehen darf. Lediglich zur Überwachung und Sicherheit nach Kreuzstich war Begleitung erforderlich.
Ab den Folgetag durfte ich ohne Sicherheitsbegleitung gehen, was ich dann die Tage bis zu meiner Entlassung intensiv machte. Den langen Gang spulte ich wie der „Duracell Hase" in wiederkehrende Runden ab.
Meinen Geburtstag verbrachte ich im Krankenhaus, wo ich von der Krankenhausküche eine kleine Torte bekam und die Diensthabenden Krankenschwestern der Abteilung mir gratulierten. Ich war gerührt.
Am Nachmittag kam dann auch noch meine Familie zu Besuch (einfache Fahrtstrecke ca. 160 km), die mir auch ein Stück einer Torte mitbrachten. ?
Zum Glück hatte ich ein Vierbettzimmer, wo ich neben netten und oft auch lustigen Austausch mit Zimmergenossen, auch meine Tortenstücke teilen konnte. ?
Die Betreuung durch das Personal war immer höflich und fast „familiär". Gerne erinnere ich mich an die Stationsschwester, die einen bulligen und rauen Eindruck machte, worüber wir uns, natürlich wenn sie nicht im Zimmer war ?, lustig machten, die uns aber richtig ans Herz gewachsen ist. Raue Schale, weicher Kern, ist da der Klassiker.
Anstrengend war dann trotz Sitzkissen die Heimfahrt über ca. 160 km im Auto.
Ein Problem tat sich dann auf, da durch Corona und Lockdown alles runtergefahren wurde und ich auch nicht wollte, dass ich dann in einer Rehaklinik in einer Art „Isolationshaft" lande, weshalb ich mich dann für den ambulanten Weg entschieden habe. Bin dazu immer wieder in die Krankenkasse um in deren Räumlichkeiten und technischen Einrichtungen zu trainieren. Das war die Zeit, wo man nur zu fest geplanten Terminen und bei eigens gekennzeichnete Eingänge nach Temperatur Überprüfung eingelassen wurde. Wie auch körpernahe Therapien gecancelt wurden. Habe dieses Manko durch intensive Wanderungen Zuhause, wo dies ohne Kontakt mit Mitmenschen möglich war, ausgeglichen.
Denke, dass bei richtiger Reha, mit allen Therapie Möglichkeiten, eine bessere Wiederherstellung möglich gewesen wäre. Bin aber dennoch mit der Gesamtheit zufrieden, da ich mich in meiner Bewegungsfähigkeit und das ohne die „üblichen" Schmerzen, um ca. 20 Jahre jünger fühle. Ok, Marathonläufer wird aus mir keiner mehr und die Bewegungsfähigkeit wie mit 20 habe ich auch nicht, aber im Alltag bin ich mit der Situation mehr als zufrieden.
Anmerken möchte ich noch, dass bei so einer Operation nicht immer alles Eitel Wonne Sonnenschein ist. So habe ich auf einer Zugfahrt zur Klinik, einen jungen Vater mit ca. 35 getroffen, der Sportler war und dann in einer anderen Klinik diese Operation bei sich machen ließ. Dabei wurde aber ein Nerv beschädigt und er hoffte, dass ihm die Ärzte auf der Stolzalpe helfen können, da er nur mehr mit Gehhilfe und kleinen Schritten sich bewegen konnte.
Oder eine Mutter, die ich auf der Klinik traf, die ein Monat zuvor operiert wurde und sich, da sie noch ein Kleinkind hatte, Zuviel bzw. falsch bewegt hatte, wodurch die Kugel aus der Pfanne sprang. Die bekam ein Gips Korsett von den Zehen bis unter die Brust ?‍♂️
Auf die Frage, ob ich's da dann wieder machen würde, kommt dennoch ein klares „Ja".