Trumps Zollpolitik gegenüber der EU: Zwischen MAGA, Handelsdefizit und Haushaltsdruck

Donald Trump hat auch schon während seiner Präsidentschaft (2017–2021) eine klare wirtschaftspolitische Linie verfolgt, die unter dem Slogan „Make America Great Again“ firmierte. Ein zentrales Element dieser Agenda war und ist die Neuausrichtung der Handelspolitik – insbesondere mit Blick auf China, aber auch auf traditionelle Partner wie die Europäische Union. Der Zollstreit mit der EU war daher kein zufälliges Nebenprodukt, sondern Teil eines größeren strategischen Kalküls.

1. MAGA und die handelspolitische Neuausrichtung

„Make America Great Again“ war mehr als nur ein Wahlkampfslogan. Er stand für eine Rückbesinnung auf wirtschaftlichen Nationalismus: Industriearbeitsplätze sollten zurück in die USA geholt, heimische Produktion gestärkt und das Außenhandelsdefizit reduziert werden.

Trump und sein Team sahen Handelsabkommen – darunter auch solche mit der EU – häufig als nachteilig für die USA. Seine Administration argumentierte, dass amerikanische Unternehmen durch asymmetrische Handelspraktiken und höhere Zölle benachteiligt würden. Ein häufig genanntes Beispiel war der Vergleich zwischen den US-Zöllen auf europäische Autos (2,5 %) und den EU-Zöllen auf US-Autos (10 %).

Die Antwort war eine aggressive Zollpolitik: Strafzölle auf Stahl und Aluminium (unter Berufung auf nationale Sicherheit nach Section 232 des US-Handelsgesetzes), die auch europäische Produzenten trafen, sowie die Androhung von Zöllen auf Autos aus der EU. Die EU reagierte mit Gegenzöllen auf amerikanische Produkte wie Whiskey, Jeans oder Motorräder.

2. Handelsdefizit als wirtschaftspolitische Triebfeder

Ein wiederkehrendes Argument der Trump-Administration war das hohe Handelsdefizit der USA. Dieses lag (je nach Jahr) bei über 500 Milliarden US-Dollar, ein beträchtlicher Teil davon gegenüber der EU. Für Trump war dieses Defizit ein Zeichen wirtschaftlicher Schwäche – obwohl viele Ökonomen darauf hinweisen, dass Handelsdefizite nicht per se schädlich sind und durch andere wirtschaftliche Faktoren kompensiert werden können.

Doch in der Trump-Doktrin galt: Ein Defizit mit einem Handelspartner bedeutet, dass die USA „verlieren“. Die EU war dabei keine Ausnahme – trotz historischer Allianzen und wirtschaftlicher Verflechtung.

3. Der Haushalt: Ein leiser, aber wichtiger Hintergrundfaktor

Ein Aspekt, der seltener diskutiert wird, aber im Hintergrund eine Rolle spielte, ist die Haushaltslage der USA. Während der Trump-Jahre stieg das Haushaltsdefizit erheblich an – teils durch Steuersenkungen (z. B. die „Tax Cuts and Jobs Act“ von 2017), teils durch höhere Militärausgaben und später durch die Corona-Hilfspakete.

Obwohl Trump sich öffentlich selten auf die steigende Staatsverschuldung bezog, lag seiner Politik ein ökonomisches Spannungsfeld zugrunde: Um die heimische Wirtschaft zu stärken, setzte er auf fiskalische Expansion (Steuersenkungen, Subventionen), während er durch Zölle zusätzliche Einnahmen generieren wollte. Die Zölle hatten daher nicht nur eine handelspolitische, sondern auch eine fiskalische Komponente – selbst wenn ihre Wirkung auf das Haushaltsdefizit insgesamt gering blieb.

4. Fazit: Trumps Zollpolitik als Ausdruck einer umfassenden Wirtschaftsstrategie

Der Zollstreit mit der EU war Teil einer breiteren, konsistenten Strategie, die sich aus dem MAGA-Prinzip ableitete: wirtschaftliche Selbstbehauptung, Reduktion von Handelsdefiziten, Schutz der heimischen Industrie – und, zumindest implizit, fiskalische Kompensation wachsender Haushaltslasten.

Ob diese Politik langfristig erfolgreich war, ist nach wie vor umstritten. Was sich jedoch sagen lässt: Trumps Maßnahmen waren kein politischer Reflex, sondern folgten einer klaren wirtschaftspolitischen Logik. Die EU geriet dabei als bedeutender Handelspartner unweigerlich ins Visier – auch wenn der Ton nicht immer diplomatisch war.

 

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Dazu einige Zahlen, Daten, Fakten: 

📊 Entwicklung der Handelsbilanz (2009–2024)

Güterhandel (Waren)

Die USA verzeichneten im Güterhandel mit der EU durchgehend ein Handelsbilanzdefizit, das über die Jahre stetig anstieg:

Jahr US-Handelsdefizit mit der EU (in Mrd. USD)
2009 -60,21
2010 -81,61
2011 -101,93
2012 -117,95
2013 -127,02
2014 -146,17
2015 -157,35
2016 -147,98
2017 -152,40
2018 -169,35
2019 -178,79
2020 -183,92
2021 -219,16
2022 -204,40
2023 -201,64
2024 -236,75

Quelle: YCharts (US Bureau of Economic Analysis) 

 

Dienstleistungshandel

Im Gegensatz zum Güterhandel erzielten die USA im Dienstleistungshandel mit der EU einen konstanten Überschuss:

Jahr US-Handelsüberschuss mit der EU (in Mrd. USD)
2009 +34,06
2010 +34,74
2011 +41,82
2012 +43,12
2013 +48,82
2014 +54,48
2015 +58,52
2016 +66,13
2017 +63,06
2018 +71,64
2019 +75,04
2020 +73,63
2021 +72,75
2022 +75,37
2023 +76,52
2024 +75,62

Quelle: YCharts (US Bureau of Economic Analysis)

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🌐 Handelsvolumen und -struktur (2023–2024)

  • Gesamthandelsvolumen (Waren und Dienstleistungen): Im Jahr 2023 erreichte das bilaterale Handelsvolumen zwischen der EU und den USA etwa 1,6 Billionen Euro. 
  • Güterhandel 2024:
    • EU-Exporte in die USA: 531,6 Mrd. Euro
    • EU-Importe aus den USA: 333,4 Mrd. Euro
    • Handelsbilanzüberschuss der EU: 198,2 Mrd. Euro 
  • Quelle: Eurostat / Consilium  

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  • Dienstleistungshandel 2023:
    • EU-Exporte in die USA: 319 Mrd. Euro
    • EU-Importe aus den USA: 427 Mrd. Euro
    • Handelsbilanzdefizit der EU: -109 Mrd. Euro 
  • Quelle: Europäische Kommission

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🔍 Struktur des Handels

  • Top-Exporte der EU in die USA:
    • Medizinische und pharmazeutische Produkte
    • Straßenfahrzeuge
    • Industriemaschinen und -ausrüstungen  
  • Top-Importe der EU aus den USA:
    • Erdölprodukte und verwandte Materialien
    • Medizinische und pharmazeutische Produkte
    • Stromerzeugungsmaschinen und -ausrüstungen 
  • Quelle: Eurostat / Consilium  

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Habe mir, da der Handel mit medizinische und pharmazeutische Artikel für die USA, als auch für die EU von zentraler Bedeutung ist, diesen Bereich etwas genauer angesehen.

📦 Handelsvolumen & Struktur

Im Jahr 2024 waren pharmazeutische Produkte die wichtigste Exportkategorie der EU in die USA, mit einem Volumen von etwa 127 Milliarden US-Dollar. Hauptlieferanten sind Irland, Deutschland, Belgien und Dänemark. Viele dieser Exporte stammen von US-amerikanischen Unternehmen mit Produktionsstätten in Europa, wie Pfizer, Johnson & Johnson und Eli Lilly. 

Gleichzeitig importierte die EU im Jahr 2024 pharmazeutische Produkte im Wert von 45,9 Milliarden Euro aus den USA, was 38,3 % aller pharmazeutischen Importe der EU entspricht. 

⚠️ Aktuelle Zollsituation & Risiken

Traditionell waren pharmazeutische Produkte aufgrund eines WTO-Abkommens von 1994 weitgehend zollfrei.  Im Jahr 2025 droht jedoch eine Abkehr von dieser Praxis:

  • US-Zollandrohungen: Präsident Trump kündigte im Mai 2025 an, ab dem 9. Juli 2025 einen 50 %-Zoll auf EU-Importe zu erheben, darunter auch auf Arzneimittel.  
  • EU-Reaktionen: Die Europäische Kommission kritisierte die US-Untersuchung zu Arzneimitteleinfuhren als unbegründet und warnte vor möglichen Versorgungsengpässen und steigenden Gesundheitskosten auf beiden Seiten des Atlantiks.  
  • Auswirkungen auf die Industrie: Eine von Ernst & Young durchgeführte Studie schätzt, dass ein 25 %-Zoll auf pharmazeutische Importe die US-Arzneimittelkosten jährlich um fast 51 Milliarden US-Dollar erhöhen könnte.  

🧬 Bedeutung der Lieferketten

Die pharmazeutischen Lieferketten zwischen der EU und den USA sind eng verflochten:

  • Produktionsstandorte: Viele in den USA verkaufte Medikamente werden in der EU hergestellt, insbesondere in Irland und Belgien.
  • Wirkstoffe (APIs): Etwa 80 % der in den USA verwendeten aktiven pharmazeutischen Wirkstoffe stammen aus China, Indien und der EU.  

 

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💊 Zwischen Versorgung und Verteidigung: Die transatlantische Pharmahandelskrise verstehen

Von ChatGPT | Mai 2025

Die Nachricht, dass die USA erwägen, hohe Zölle auf pharmazeutische Produkte aus der EU zu erheben, hat internationale Reaktionen ausgelöst – nicht nur aus politischen, sondern auch aus wirtschaftlichen und gesundheitlichen Gründen. Um die Situation sachlich einordnen zu können, lohnt ein nüchterner Blick auf Zahlen, Abhängigkeiten und Interessen beider Seiten.

📈 Ein Handelsverhältnis von enormer Bedeutung

Der transatlantische Handel mit Medikamenten ist einer der wertvollsten und sensibelsten Wirtschaftsbereiche zwischen den USA und der EU:

  • Pharmazeutische Exporte der EU in die USA (2024): rund 127 Mrd. US-Dollar
  • Pharmazeutische Importe der EU aus den USA (2024): ca. 46 Mrd. Euro
  • Anteil der USA an den EU-Arzneimittelexporten: ~32 %
  • Anteil der EU an US-Arzneimittelimporten: ~42 %

Diese Handelsbeziehung ist geprägt durch hochgradig verflochtene Lieferketten, bei denen es längst nicht nur um Endprodukte geht – sondern auch um Wirkstoffe, Verpackungen, Tests und Zertifizierungen.

🔍 Die Motivation der USA – ein Blick auf die Hintergründe

Die Vereinigten Staaten führen seit Jahren ein strukturelles Handelsdefizit mit der EU – 2024 belief sich das US-Defizit im Warenhandel mit der EU auf über 236 Mrd. USD. Im Dienstleistungshandel hingegen haben die USA regelmäßig einen Überschuss.

Präsident Trump und seine Regierung vertreten die Auffassung, dass dieses Defizit durch gezielte Zölle verringert werden sollte – auch im Bereich pharmazeutischer Produkte. Besonders im Fokus:

  • Die hohe Abhängigkeit von ausländischer Medikamentenproduktion
  • Der Wunsch, die inländische Produktion medizinischer Güter zu stärken
  • Die Einschätzung, dass die EU von einem zollfreien Zugang zum US-Markt unverhältnismäßig profitiert

Die US-Handelskommission prüft derzeit formell, ob Arzneimittelimporte aus der EU nationale Sicherheitsinteressen beeinträchtigen – ein rechtlicher Hebel, der Zölle von bis zu 50 % ab Juli 2025 rechtfertigen könnte.

⚠️ Mögliche Folgen: Mehr als nur Preise

Ein 50 %-Zoll auf EU-Pharmazeutika hätte weitreichende Konsequenzen:

  • Erhöhte Gesundheitskosten: Eine Studie von Ernst & Young prognostiziert jährliche Mehrkosten für US-Verbraucher von bis zu 51 Mrd. USD
  • Versorgungsengpässe: Viele kritische Medikamente (z. B. Krebs- oder Hormontherapien) werden derzeit ausschließlich in der EU produziert
  • Gegenmaßnahmen: Die EU prüft bereits Vergeltungszölle, was eine Eskalation befürchten lässt

🔄 Gegenseitige Abhängigkeit

Trotz wirtschaftspolitischer Differenzen bleibt festzuhalten: Beide Seiten sind aufeinander angewiesen:

  • US-Unternehmen wie Pfizer oder Merck produzieren in Irland, Belgien oder Deutschland für den Weltmarkt
  • EU-Unternehmen wie Bayer oder Sanofi betreiben Forschungszentren und Fabriken in den USA
  • Wirkstoffe (APIs) stammen häufig aus Drittstaaten (v. a. China und Indien), was zusätzliche Komplexität bringt

Zölle würden in vielen Fällen nicht etwa „den Anderen“, sondern die eigenen Unternehmen und Patienten treffen.

🤝 Ein Appell zur nüchternen Debatte

In wirtschaftlich angespannten Zeiten sind protektionistische Reflexe verständlich. Und ja – der Wunsch eines Landes, eigene Schlüsselindustrien zu stärken, ist legitim.

Aber: Der Arzneimittelmarkt ist kein Automobilmarkt. Zölle auf Medikamente betreffen nicht nur Wettbewerb, sondern menschliche Gesundheit und Leben. Eine rationale Abwägung muss deshalb die folgenden Fragen in den Mittelpunkt stellen:

  • Wer zahlt am Ende den Preis – finanziell und gesundheitlich?
  • Welche Produktionskapazitäten lassen sich realistisch in den USA aufbauen? Und wie schnell?
  • Welche Rolle spielen multinationale Unternehmen, die „beidseits des Atlantiks“ agieren?

📌 Fazit

Die pharmazeutischen Handelsbeziehungen zwischen den USA und der EU sind ein Paradebeispiel für die Herausforderungen in einer globalisierten Welt. Zwischen industrieller Souveränität und Versorgungssicherheit, Handelsbilanz und medizinischer Verantwortung.