Wenn Cider zum Kunstprojekt wird – oder: Wie ich ungewollt Mr. Bean nachspielte

Manchmal schreibt das Leben Geschichten, die so absurd sind, dass man sicher ist: Das hätte selbst Mr. Bean nicht besser hinbekommen.

Doch gestern stand ich in meiner Küche und plötzlich befand ich mich mitten in einer Slapstick-Episode.

Der Plan war eigentlich harmlos: Eine gemütliche Flasche selbstgemachten Apfelciders öffnen. Ein kleiner Probeschluck. Ein kurzer Qualitätscheck.

Was soll da schon passieren?

Nun… alles.

Ich nahm also eine Bügelflasche aus dem Regal. Schon beim Anfassen fühlte sie sich irgendwie „lebhaft“ an. Ein bisschen wie ein nervöser Hund, kurz bevor der Postbote kommt. Aber gut, ich vertraue meinen Getränken. Also: Verschluss anheben, gaaaanz vorsichtig …

PFFFT—SCHWOOOOSH!

Innerhalb einer Sekunde verwandelte mein Cider sich in eine Hochdruck-Farbkanone. Ein Fontänenstrahl aus Apfelschaum schoss aus der Flasche, als hätte ich die verborgene Schampusquelle von Versailles geöffnet. Die Druckwelle verteilte den Inhalt zielstrebig im ganzen Raum, Wände, Boden, Möbel, sogar ein paar unschuldige Küchenutensilien, die einfach nur in Frieden leben wollten.

Und ich?

Tja. Ich stand mitten drin.

Wie eine Mischung aus Bodyguard, Regenschirm und menschlichem Schutzschild.

Der Bereich direkt hinter mir blieb komplett trocken, wie die weiße Silhouette in Mr. Beans berühmter Farbdosen-Explosion. Nur dass ich nicht davor stand, um Kunst zu erzeugen. Ich war schlicht zu langsam zum Ausweichen.

Als das Chaos vorbei war und der letzte Tropfen Cider entschieden hatte, wo er landen möchte, stand ich in meiner Küche und betrachtete mein Werk:

Ein kunstreifer Spritzlack-Raum im exklusiven Farbton „Golden Apple Mist“.

Ich kann jetzt ganz offiziell behaupten, dass ich erfolgreich:

  • eine Ein-Personen-Performance hingelegt habe,
  • mein Zuhause in ein modernes Interpretationswerk verwandelt habe,
  • und mich selbst unbeabsichtigt in die Rolle von Mr. Beans Sympathiestolperer manövriert habe.

Sogar mein Rücken zeigte ein makelloses Negativ: eine perfekte, trockene Silhouette.

Wären Kunstkritiker anwesend gewesen, sie hätten wohl ehrfürchtig genickt.

Meine Lehre daraus:

Selbstgemachter Cider ist ein wunderbares Getränk – aber nur, solange man ihn nicht unterschätzt. In meinem Fall war er so begeistert, geöffnet zu werden, dass er die Gelegenheit genutzt hat, die gesamte Küche mitfeiern zu lassen.

Für alle, die nun neugierig wurden:

Ich habe die Gärung inzwischen besser im Griff.

Aber sicher ist sicher, sollte ich demnächst wieder eine Flasche öffnen, werde ich vorher vielleicht doch einen Regenschutz anziehen. 😉😂

Oder zumindest die Wand hinter mir abkleben.

Mr. Bean wäre stolz.